Der Krieg begann im Jemen und zog allmählich die Supermächte UdSSR und USA in direkte Feindseligkeiten hinein. Im Verlauf des Jahres 1983 suchte Moskau nach Konsolidierung seiner Gewinne und drang in Länder wie Jugoslawien, Finnland und Norwegen ein. Am 4. November 1983 überquerte die sowjetische Armee unter dem Deckmantel eines chemischen Nebels die Fulda-Lücke und drang in Westdeutschland ein. Als die NATO-Führung in der Unterzahl war, griff sie zur nuklearen Option über, um die warschauer Pakt Einheiten aus dem Osten abzuschrecken. Als diese Maßnahmen die Vorstöße des Paktes nicht stoppten, war der Einsatz von nuklearen Waffen der Beginn des verheerenden Gegenschlags des Westens.
Die Diskussion über das NATO-Manöver Able Archer 83 wird wieder aufgegriffen, nachdem neue Materialien aus dem US-Außenministerium veröffentlicht wurden. Diese Materialien werfen die Frage auf, ob die Welt tatsächlich an den Rand eines nuklearen Krieges kam. Neue Informationen deuten darauf hin, dass die Behauptungen über die beinahe eskalierte nukleare Bedrohung durch Able Archer nicht vollständig der Realität entsprechen. Laut Berichten von US-Militäroffizieren und sowjetischen Führungskräften war die Wahrnehmung der Gefahr während des Manövers Able Archer nicht so drastisch, wie zunächst behauptet.
Eine detaillierte Untersuchung der verfügbaren Quellen, einschließlich Berichte aus dem Osten und Interviews mit hochrangigen sowjetischen Sicherheitskräften, lässt Zweifel an der Dramatik der Ereignisse rund um Able Archer aufkommen. Sowjetische Führer und Militäroffiziere wie Gen. Viktor Esin und Anatoly Cherniaev betonen, dass es während des Manövers keine echte Angst vor einem nuklearen Angriff gab. Die Idee eines fast ausbrechenden nuklearen Krieges basierte mehr auf Fehlinterpretationen und politischen Strategien seitens der sowjetischen Führung als auf tatsächlich drohenden Gefahren.
Es ist wichtig, die Ereignisse von 1983 während Able Archer genau zu analysieren, um ein realistisches Bild des möglichen Risikos eines nuklearen Krieges zu erhalten. Die Geschichte und Historiographie von Able Archer sind wichtige Erinnerungen daran, wie wichtig der Zugang zu primären Dokumenten ‘von der anderen Seite’ ist, um die Geschichte zur Informierung von politischen Entscheidungen zu nutzen. Trotz der potenziellen Gefahren von Nuklearwaffen sollte eine Überinflation der Risiken von Able Archer nicht erforderlich sein, um politische Entscheidungsträger daran zu erinnern, wie wichtig offene Dialoge zwischen den Führungskräften und die Verantwortung der nuklearen Staaten sind.